Patienten verbringen jährlich Hunderte Millionen Stunden in Wartezimmern! Reportern von Staatsmedium.de hat eine der Betroffenen ein exklusives Interview gegeben.
Zur Person: Gertrud Esser ist 58 jahre alt und wartet schon seit 429.240 Stunden im Wartezimmer eines Arztes. Sie kam als Kind wegen einer Rötelnerkrankung zum Arzt.
Reporter: Frau Esser, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben – wobei… die haben Sie ja offenbar.
Gertrud Esser: Ach, kein Problem. Ich hab sowieso nichts anderes vor. Seit ein paar Jahrzehnten ist mein Kalender ziemlich… leer. (lacht)
Reporter: Sie sind jetzt seit 429.240 Stunden im Wartezimmer. Das entspricht… Moment… etwa 49 Jahren?
Gertrud Esser: 49 Jahre, 3 Monate und 17 Tage, aber wer zählt das schon? Ich war als Kind hier, wegen Röteln. Ich hatte so ein juckendes Bäuchlein und ein bisschen Fieber. Meine Mutter meinte noch: „Wir sind gleich wieder draußen!“ Tja… Ich hätte damals stutzig werden sollen, als das Magazin auf dem Tisch noch „Die Neue Revue“ von 1965 war.
Reporter: Und… was ist dann passiert?
Gertrud Esser: Ich habe gewartet. Erst war ich ungeduldig, dann gelangweilt, dann hungrig. Und dann… ging’s eigentlich.
Reporter: Wie haben Sie all die Jahrzehnte im Wartezimmer überstanden?
Gertrud Esser: Disziplin, Geduld und die Fähigkeit, auf einem Stuhl zu schlafen, zu essen, zu philosophieren und zu altern. Ich habe vier Generationen von Zeitschriften durchlebt. Ich habe gesehen, wie die Apotheken Umschau das Farbdruck-Zeitalter erreichte. Ich habe gesehen, wie Brigitte Diäten erfand – und sie wieder verwarf.
Reporter: Gab es keine Fortschritte? Irgendwelche Bewegung auf der Warteliste?
Gertrud Esser: Doch! Vor drei Jahren wurde ich aufgerufen. Leider war es eine Verwechslung – es ging um eine andere Gertrud. Ich wurde dann wieder hinten angestellt. Es ist wie bei Monopoly: Gehe direkt zurück ins Wartezimmer, ziehe kein Rezept, verlasse den Raum nicht.
Reporter: Was ist mit dem Arzt? Gibt es ihn eigentlich noch?
Gertrud Esser: Ich habe ihn einmal gesehen. In den 80ern. Er ist wie ein seltenes Wildtier – vorsichtig, scheu, kommt nur raus, wenn’s ganz ruhig ist. Man sagt, er soll inzwischen online Sprechstunden anbieten, aber WLAN gibt’s hier nicht. Nur einen uralten Router, der leise brummt.
Reporter: Haben Sie sich mit den anderen Wartenden angefreundet?
Gertrud Esser: Ach, die sind alle gekommen und gegangen. Ich bin sowas wie das lebende Inventar. Manchmal fragt die Sprechstundenhilfe mich, wo der Locher ist oder wie die Kaffeemaschine funktioniert. Ich bin quasi die gute Seele des Zimmers.
Reporter: Haben Sie nie versucht zu gehen?
Gertrud Esser: Doch, einmal. Ich stand auf, ging zur Anmeldung und fragte, wie lange es noch dauert. Die Sprechstundenhilfe sagte: „Sie sind gleich dran.“ Das war 1982. Seitdem sitze ich lieber wieder.
Reporter: Was machen Sie, um sich die Zeit zu vertreiben?
Gertrud Esser: Ich habe sämtliche Rätsel in den alten „Apotheken Umschau“-Heften gelöst, eine Teeküche aus Wattestäbchen gebaut und dreimal die Stühle hier neu sortiert. Ich biete auch Origami-Kurse mit Zuzahlung an – aus alten Überweisungsscheinen.
Reporter: Gibt es etwas, worauf Sie sich freuen?
Gertrud Esser: Ja, irgendwann werde ich meinen Namen hören. Vielleicht auch nur in einem Echo. Und dann werde ich aufstehen – ganz ruhig – und sagen: „Ich bin soweit.“ Und dann… werden sie mir wahrscheinlich sagen, dass ich eine Überweisung brauche.
Reporter: Letzte Frage: Haben Sie Hoffnung?
Gertrud Esser: Hoffnung ist das, was zwischen der Anmeldung und dem 47. Aufruf von „Herr Müller, bitte ins Zimmer drei“ liegt. Also ja – ein bisschen habe ich noch.
Wir danken Frau Esser für das Gespräch – und drücken die Daumen, dass sie es eines Tages bis ins Behandlungszimmer schafft.
Bildnachweis: KI-Generiert
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