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Nie mehr Kotzen im Morgengrauen: Prag verbietet organisierte nächtliche Kneipentouren

Bild: "Falling Down Drunk II" by _Tony_B is licensed under CC BY-SA 2.0
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Prag – Die goldene Stadt an der Moldau ist weltweit bekannt für ihre historischen Sehenswürdigkeiten, ihre malerischen Brücken und ihre günstigen Bierpreise. Doch eine Schattenseite des nächtlichen Tourismus hat die Prager Stadtverwaltung nun zu drastischen Maßnahmen gezwungen: Organisierte Kneipentouren, die bisher abends zahlreiche Touristen durch die Bars und Clubs der Stadt führten, sind ab sofort verboten. Grund dafür ist eine zunehmende Häufung von Beschwerden über nächtliche Ruhestörungen, überfüllte Notaufnahmen und einen gestiegenen Absatz an Reinigungsmitteln.

„Es ging einfach zu weit“, erklärt ein anonymer Mitarbeiter der Stadtverwaltung in einem vertraulichen Gespräch. „Wir haben nichts gegen Touristen, aber wenn sie in Scharen vor die Prager Burg kotzen, verliert selbst der charismatischste Ort seinen Reiz.“ Das Verbot wurde von Bürgermeister Zdeněk Hřib höchstpersönlich mit der Unterschrift eines eigens dafür angeschafften vergoldeten Kugelschreibers besiegelt.

Explodierende Reinigungskosten

Die Entscheidung, das Verbot durchzusetzen, basiert auf einer umfassenden Analyse der städtischen Reinigungskosten, die in den letzten Jahren exponentiell gestiegen sind. „In Spitzenzeiten haben wir mehr für die Straßenreinigung ausgegeben als für die Instandhaltung der Karlsbrücke“, erklärt Jan Novák, Leiter der städtischen Abfallbeseitigung. „Zwischen Erbrochenem, zerbrochenen Bierflaschen und vergessenen T-Shirts von Junggesellenabschieden – irgendwann mussten wir die Notbremse ziehen.“

Anwohner der Altstadt, die jahrelang unter dem nächtlichen Lärm und den Partygruppen litten, sind erleichtert. „Es ist nicht mehr auszuhalten“, so Karla Sýkorová, die seit über 30 Jahren in der Nähe des Altstädter Rings lebt. „Früher haben die Leute die astronomische Uhr bewundert, heute bewundern sie, wie schnell sie nach ihrem achten Shot wieder aufstehen können.“

Notaufnahmen im Dauerstress

Auch die Prager Notaufnahmen, die seit geraumer Zeit einen starken Anstieg alkoholvergifteter Touristen verzeichnen, begrüßen das Verbot. „Es ist erschütternd, wie viele Menschen glauben, sie könnten nach einer Nacht auf einer Kneipentour einfach so weiterleben“, berichtet Dr. Pavel Koutný, Oberarzt der Notaufnahme eines zentral gelegenen Krankenhauses. „Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich in einem Krankenhaus oder einem Detox-Zentrum arbeite.“

Die Stadtverwaltung ließ durchblicken, dass die Entscheidung auch eine präventive Maßnahme sei, um die Reputation der Stadt zu schützen. „Prag ist nicht nur eine billige Party-Destination“, betont ein Pressesprecher. „Wir haben eine reiche Kulturgeschichte, die leider oft in den Hinterhöfen der Bars verloren geht.“ Tatsächlich zeigte eine interne Umfrage, dass über 70 % der befragten Touristen nicht in der Lage waren, den Namen der Prager Burg korrekt wiederzugeben – die meisten gaben stattdessen „Bier“ als Antwort.

Die Nacht gehört den Einheimischen

Durch das Verbot erhofft sich die Stadtverwaltung, das Nachtleben wieder stärker in die Hände der Prager Bevölkerung zu legen. „Wir wollen, dass unsere Clubs und Bars von den Menschen besucht werden, die hier leben und nicht von Touristen, die hier ihre Leber versenken“, so der Vorsitzende des Verbandes der Prager Gastronomen. Ein Vorschlag, Touristen vor dem Eintritt in Bars einem Atemalkoholtest zu unterziehen, wurde jedoch als „schwer durchsetzbar“ verworfen.

Einige Prager Kneipenbetreiber zeigen sich jedoch besorgt über das Verbot. „Natürlich ist es verständlich, dass die Stadt Maßnahmen ergreift“, sagt Ondřej Šmíd, Besitzer einer beliebten Bar im Stadtzentrum. „Aber ein Großteil unserer Einnahmen kommt von den Touristen, die durch diese Touren in unsere Bars geführt wurden. Wenn das wegfällt, müssen wir vielleicht die Preise erhöhen – und dann trinken die Einheimischen erst recht nicht mehr bei uns.“

Kultureller Verlust oder notwendiger Schritt?

Die Entscheidung der Stadtverwaltung hat in der Prager Bevölkerung eine hitzige Debatte entfacht. Einige sehen das Verbot als überfälligen Schritt, um die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern, während andere den kulturellen Verlust beklagen. „Es ist schon irgendwie schade“, meint die 24-jährige Studentin Jana, die selbst regelmäßig an den Touren teilgenommen hat. „Diese Kneipentouren sind ein Teil des Prager Nachtlebens – auch wenn sie manchmal etwas aus dem Ruder laufen.“

Doch nicht alle sind traurig über das Ende der organisierten Trinkwanderungen. So gibt es bereits Pläne, die nun ungenutzten Zeiten der Bars und Clubs für „kulturellere“ Aktivitäten zu nutzen. „Wir überlegen, ob wir an den freien Abenden eine Art ‚Nacht der Literatur‘ anbieten“, so ein Barbetreiber. „Wobei ich mir nicht sicher bin, ob unser Publikum um 2 Uhr morgens noch an Kafka interessiert ist, nachdem es den ganzen Abend Shots getrunken hat.“

Die Zukunft des Prager Nachtlebens

Ob sich das Verbot langfristig auf den Tourismus auswirken wird, bleibt abzuwarten. Einige Reiseveranstalter haben bereits angekündigt, alternative Konzepte zu entwickeln – wie „kulturelle Touren“, die Bierverkostungen mit Museumsbesuchen kombinieren. „Wir glauben, dass man die reiche Geschichte Prags auch nach dem fünften Bier noch genießen kann“, heißt es in einer Stellungnahme.

Für die Prager Bevölkerung bedeutet das Verbot auf jeden Fall erst einmal mehr Ruhe – zumindest bis zur nächsten innovativen Idee, wie man die Touristen durch die Nacht treiben kann. Vielleicht wird es ja bald organisierte „Mitternachtsspaziergänge“ geben, bei denen der Guide eine Thermoskanne mit Kamillentee statt Wodka-Shots mit sich führt. Bis dahin bleibt es spannend, wie sich das Nachtleben in der tschechischen Hauptstadt entwickeln wird.

Wiederveröffentlichung, Datum der Erstveröffentlichung: 18.10.2024

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One thought on “Nie mehr Kotzen im Morgengrauen: Prag verbietet organisierte nächtliche Kneipentouren

  1. ich kann nicht mehr, dieser beitrag ist der absolute hammer! die grenze der angst und vermeintlichen genialität in dieser satirischen beschreibung zu überschreiten, ist echt klasse. besonders die stellungnahme vom anonymen mitarbeiter ist zum schreien komisch! wer hätte gedacht, dass man vor einer burg kotzen kann und gleichzeitig die kulturschätze bewundern? 😂

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